Derzeitige Pandemie Situation - was kann ich für mich tun?

  • Na Bo
  • 14.04.2020
  • TUINA News

Einfache, aber auch wichtige Wege, sich präventiv vor dem Virus schützen zu können

Dr. med. Weizhong Sun

Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin

Medizinischer Leiter der Deutscher TUINA Akademie/Berlin

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Die weltweite Ausbreitung von COVID-19 ist eine sehr ernst zu nehmende Bedrohung für die Gesundheit, und jeder muss derzeit seinen Beitrag leisten, eine schnelle Ausbreitung zu vermeiden, und seine eigene Gesundheit zu schützen und das Immunsystem zu stärken um bei der hohen Ansteckungswahrscheinlichkeit einen eventuellen Ausbruch der Krankheit mit einem möglichst milden Verlauf zu erleben.

Das Immunsystem ist unser Schutzschild, welches uns vor möglichen Erkrankungen beschützt. Dieses hängt sehr von vielen Faktoren und unserer Verfassung ab. Es fängt bei intakten mechanischen Barrieren an, bspw. der Haut, die wir brauchen, um vor äußeren Schädlingen geschützt zu werden, geht weiter zu der Notwendigkeit genügende Baustoffe zu haben um die körpereigenen Abwehrzellen zu bauen, die uns schützen sollen, und geht hin zu unserem Lymphsystem.

Das Lymphsystem besteht aus primären und sekundären Lymphorganen. Zu den primären Lymphorganen zählen das Knochenmark und die Thymusdrüse, welche unter anderem für die Entstehung und Reifung der T- und B-Lymphozyten zuständig sind. Zu den sekundären Lymphorganen gehören Lymphknoten, Milz und der „Schleimhaut (Mukosa)-assoziiertes lymphatisches Gewebe“ (MALT). Lymphknoten sind dazu da, die gesamte Lymphe unseres Körpers zu filtern und bieten Raum für Immunabwehr. Sie aktivieren das Immunsystem. MALT ist eine Ansammlung von lymphatischem Gewebe unter der Schleimhaut. Es lässt sich in verschiedene Gruppen differenzieren, je nachdem wo die Lymphfollikel vorkommen: NALT (Nasenassoziiertes lymphatisches Gewebe), BALT (Bronchusassoziiertes lymphatisches Gewebe), GALT (Darmassoziiertes lymphatisches Gewebe) und VALT (vagina-assoziiertes lymphatisches Gewebe).

Besonders GALT im Magen-Darm-Trakt spielt eine sehr wichtige Rolle – es repräsentiert fast 70% des gesamten Immunsystems, und etwa 80% unserer Plasmazellen, vor allem IgA-absondernde Zellen, befinden sich im GALT. Die ausgeschiedenen IgA sind Antikörper, welche im Darmsekret die Mikroflora und die Immunität kontrollieren.

Unser Immunsystem kann durch vielerlei Einflüsse geschwächt werden, wie zum Beispiel durch negatives Stressempfinden, bspw. assoziiert mit der Arbeit oder/und zu Hause, wenig Schlaf, oder Schlaf ohne Rücksicht auf den Biorhythmus (Folgen eigener Spaß), Mangel an Bewegung und unausgeglichene Ernährung.

Besonders nachgewiesen ist, dass reduzierte körperliche Aktivität negative Auswirkungen auf unser Magen-Darm-System hat: die Zirkulation der Lymphe verlangsamt sich und so auch die körpereigene Abwehr und Möglichkeit des Immunsystems sich gegen ‚Bedrohungen zu wehren. In diesen Fällen haben potentielle Pathogene, so wie Viren oder Bakterien, mehr Möglichkeit unserem Körper zu schaden.


Was wird derzeit getan?

Im Bezug auf die derzeitige Pandemie wird weltweit von Experten nach einem Impfstoff und Medikament geforscht. Dennoch könnte es noch etwas dauern, bis dieser Impfstoff / Medikament genehmigt und verfügbar sein wird. Außerdem ist noch unklar, inwieweit sich das Virus noch weiter mutieren wird und worauf wir in Zukunft vorbereitet sein müssen. Eine Impfung wird unter Umständen einen ganzen Krankheitsverlauf nicht verhindern können (Bsp.: Gewährleisteter Schutz der Grippeimpfung: 70%).

Deshalb ist es wichtig, dass unser eigenes Immunsystem bereit und gestärkt ist!


Was kann man selber tun?

Wir haben nur unseren einen Körper und Seelig, den wir respektvoll und würdevoll pflegen können, um langfristige Unterstützung und Stärke zu erwarten. Die Pflege muss täglich passieren und als festen Bestandteil des Tages aufgenommen werden.

Um unser Immunsystem zu stärken müssen wir auf verschiedene Punkte achten:

  1. Dem Biorhythmus und der Natur folgen (TCM: Yin/Yang Prinzip): bei Dunkelheit schlafen (TCM: vor 23:00), tagsüber wach sein.
  2. Bewusste Ernährung: der Darm spielt eine sehr wichtige Rolle für unsere Immunkompetenz. Eine leichte Kost verringert die Belastung des Körpers, und eine Nähr- und ballaststoffreiche Ernährung (z.B. Spinat, Karotten, Knoblauch, Zitrusfrüchte, Tomaten, Nüsse, Dunkle Beeren, Trauben...) unterstützt unsere Abwehrkräfte. Wichtig ist auch hier dem Biorhythmus zu folgen.
  3. Unsere psychologische Einstellung: wichtig ist, uns von Anspannungen und Ängsten zu befreien; die Psychosomatik hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit – bspw. Psychoneuroimmunologie, Psychoneuroendokrinologie. Versuchen Sie eine Form zu finden, ihre Anspannungen evtl. in Form von körperlicher Aktivität umzuwandeln.
  4. Unsere körperliche Aktivität: steigern Sie Ihren Lymphfluss – Atemübungen kombiniert mit langsamen Bewegungen helfen Körper und Geist zu entspannen und in Einklang zu bringen. Damit stärken Sie sich. Zu empfehlen sind hier Qi Gong (DADI Qigong) und Tai Chi.

Das Schüttel-Prinzip

Bei Sprungbewegungen, ausgelöst beispielsweise beim Seilspringen, Spazierengehen oder Joggen, werden die inneren Organe „durchgeschüttelt“. Dieses Schütteln ermöglicht auf der einen Seite eine Beschleunigung der Lymphzirkulation, was zu einer schnelleren Immunantwort führt, und zu einer besseren Durchblutung der Organe, was auf eine bessere Funktion dieser schließen lässt: mehr Sauerstoff und mehr Energie. Durch die Bewegung trainieren Sie Ihr Herz-Kreislaufsystem, welches wichtig ist, um alle Organe zu versorgen, und uns am Leben erhält.

Trainingsmöglichkeiten, wie Sie Ihre Organe zum schütteln bringen: täglich 500-1000 Mal Seilspringen (kann auch diskontinuierlich sein), mehr als eine Stunde spazieren (um 5 km), Tanzen, oder mindestens 30 Minuten lang Joggen.


Atemübungen:

Für Menschen mit und ohne eingeschränkte Mobilität, zum Beispiel wenn man die meiste Zeit des Tages sitzend verbringt oder bis hin zu bettlägerigen Patienten, ist empfohlen vor dem Schlafengehen und nach dem Aufwachen(min. zweimal pro Tag) bewusste Brust- und Bauchatmung zu machen.

Die Anatomie der Lunge ist einer Baumstruktur ähnlich: Die “Äste” stellen die Bronchien dar, durch die die Luft zu den “Blättern”, den sogenannten Alveolen gelangt, wo der Gasaustausch zwischen benutztem Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem Blut und frischem Sauerstoff (O2) aus der eingeatmeten Luft stattfindet. Da COVID-19 (Virus) häufig in dieser Stelle zu einer Lungenentzündung führt, ist der Austausch O2-CO2 verringert und die O2 Aufnahme somit vermindert. Dies führt zu einem geringeren O2 und erhöhten CO2 Gehalt im Blut. O2 wird für alle essentiellen Vorgänge in unserem Organismus benötigt, und zu wenig Versorgung der Organe kann zu verminderter Organfunktion führen.


Die Brustatmung:

Beim Einatmen wird der Thorax aktiv expandiert, dies ist wichtig für die Ventilation der gesamten Lunge.

Mit der bewussten Brustatmung als Präventionsübung ist es möglich, die Lungenfunktion zu stärken, und auch den lokalen Blutfluss besonders im Bereich Alveolen zu erhöhen.

Die Bauchatmung:

Bei normaler Ruheatmung sind die unteren Lungenlappen deutliche weinige belüftet als die oberen Lungenlappen. Die Lungenventilation folgt dem Gravitationsgesetz. Mit bewusster Bauchatmung gelingt es, die gesamte Lunge (besonders unteren Lungenlappen) zu belüften und gleichzeitig durch die Zwerchfellkontraktion Bauchdruck zu erzeugen, wodurch der gesamte Organismus in Bewegung gebracht wird. Es fördert die Verdauung, entspannt den Geist, führt zu verbesserter Organdurchblutung und schnellere Immunantwort durch mehr Lymphfluss.

Tief mit der Nase einatmen und währenddessen darauf achten, den Bauch wie einen Ballon aufzublasen, besonders der Bereich unterhalb des Bauchnabels. Halten Sie dies 1-3 Sekunden lang und achten Sie bei der anschließenden langsamer Ausatmung durch den Mund darauf, den Bauch so tief wie möglich einzuziehen.


Eine gute Übung ist es, beide Übungen zu kombinieren:

3-5 Mal bewusste Brustatmung und dann 5-10 Mal Bauchatmung.

Wiederholen für min. 10 Minuten. Min. 2 mal am Tag durchführen.

Es ist besonders wichtig, sich in der derzeitigen Coronapandemie bewusst Zeit für eigene körperliche Energie zu nehmen und diese zu pflegen. Wenn Sie diese leicht umzusetzenden Vorschläge umsetzen, beweisen Sie Respekt gegenüber Ihrem eigne Körper und Geist, und damit Ihren Familien und Ihrer Umgebung. Sie werden merken, wie Sie sich jeden Tag energievoller fühlen werden.


Bleiben Sie gesund!

Alles Gut

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Quellen:

TCM: Traditionelle Chinesische Medizin

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B978012381300800006X

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2515351/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1773987/

https://physoc.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1469-7793.1997.233bf.x

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539907/



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